In der Softwareentwicklung gibt es viele Diskussionen und Meinungen darüber, welche Architektur am besten für ein bestimmtes Projekt geeignet ist. Eine der umstrittensten Debatten dreht sich um monolithische Anwendungen im Vergleich zu Microservices. In diesem Blogbeitrag werde ich die Vorzüge monolithischer Anwendungen erörtern und argumentieren, warum sie in vielen Fällen besser geeignet sind als Microservices.
Microservices: Ideal für die Giganten, eine Herausforderung für die Kleinen
IMicroservices haben sich in vielerlei Hinsicht als Game-Changer für große Unternehmen etabliert. Diese Architektur, maßgeschneidert für die Bedürfnisse umfangreicher Organisationen, erleichtert das Skalieren und die Koordination von Entwicklungsteams erheblich. Sie ermöglicht es verschiedenen Teams, gleichzeitig an unterschiedlichen Segmenten einer Applikation zu arbeiten, ohne sich gegenseitig zu beeinträchtigen. Gerade in Unternehmen mit einer Vielzahl an Entwicklern ist dies ein unschätzbarer Vorteil, da es eine effiziente Expansion der Teams unterstützt.
Die Aufteilung einer Anwendung in mehrere kleinere, selbstständige Einheiten vereinfacht nicht nur das Einbinden neuer Entwickler, sondern erlaubt auch eine präzisere Auswahl von Technologien, die exakt zu den einzelnen Modulen passen. Häufig wird damit auch eine gesteigerte Performance in Verbindung gebracht. Doch hier tritt ein häufiges Missverständnis zutage: Ein monolithisches System wird aufgrund geringerer Netzwerkbelastungen in der Regel performanter sein als eine Microservice-basierte Architektur.
Es gibt jedoch eine Kehrseite: Für 99% der Entwicklerteams, besonders in kleineren und mittelgroßen Projekten, sind Microservices eine überdimensionierte Lösung. Das Implementieren einer Microservice-Architektur in solchen Kontexten gleicht dem Versuch, mit der Ausrüstung eines Formel-1-Teams die Bremsen eines alten VW Golfs zu wechseln – eine unnötige Komplexität, die zu Zeit-, Ressourcen- und Geldverschwendung führt. In solchen Fällen können einfachere, monolithische Strukturen oft die effektivere Wahl sein.
Einfachheit und Effizienz: Warum Monolithen für kleine Teams ideal sind
Für kleinere bis mittelgroße Entwicklerteams sind Monolithen oft die bessere Wahl. Ihre größte Stärke liegt in der geringen Komplexität: Alle Komponenten der Anwendung befinden sich in einer einzigen Codebasis. Dies macht die Navigation und das Verständnis des Codes wesentlich unkomplizierter, was besonders hilfreich ist, um einen schnellen Überblick über die gesamte Anwendungsstruktur zu gewinnen.
Ein weiterer entscheidender Vorteil von Monolithen ist die Geschwindigkeit in der Entwicklung und Umsetzung. Da alle Teile der Anwendung eng miteinander verbunden sind, ist die interne Kommunikation effizienter als in verteilten Systemen. Dies führt zu schnelleren Entwicklungszyklen, was gerade bei Projekten mit begrenzten Ressourcen von großem Nutzen ist.
Nicht zu unterschätzen ist auch die reduzierte Komplexität in der Bereitstellung und Wartung von monolithischen Systemen. Da die gesamte Anwendung als eine Einheit bereitgestellt wird, verringert sich der Aufwand für die Verwaltung und Überwachung der Infrastruktur und Services. Dieser Aspekt vereinfacht das Management und die Fehlerbehebung, was wiederum Zeit und Ressourcen spart.
Der hybride Ansatz: Monolithisches (Headless) Backend mit JavaScript-Frontend
Eine sinnvolle Herangehensweise für kleine und mittelgroße Projekte könnte ein hybrider Ansatz sein, der die besten Aspekte beider Welten kombiniert: Ein monolithisches (Headless) Backend mit einem JavaScript-basierten Frontend. Diese Architektur ermöglicht es Entwicklern, die Vorteile der Monolithen-Struktur zu nutzen, während sie gleichzeitig von modernen Frontend-Technologien profitieren.
PHP und Laravel sind beispielsweise ausgezeichnete Werkzeuge, um ein solches Backend zu erstellen. Laravel ist ein leistungsstarkes und elegantes PHP-Framework, das Entwicklern hilft, schnell und effizient qualitativ hochwertige Webanwendungen zu erstellen. In Kombination mit einem modernen JavaScript-Frontend wie React, Angular oder Vue.js entsteht so eine leistungsfähige, skalierbare und wartbare Lösung für kleine bis mittelgroße Projekte.
Shopify: Ein Beispiel für erfolgreiche Monilithen
Interessanterweise hat sich Shopify, trotz seiner Größe und Komplexität, für eine monolithische Architektur entschieden. Als eine der größten Ruby on Rails Anwendungen hat Shopify ursprünglich als Monolith begonnen. Mit der Zeit stellten sie jedoch fest, dass die Nachteile des Monolithen die Vorteile überwogen. Die Anwendung wurde mit der Zeit unwartbar, und die Implementierung neuer Funktionen erforderte einen immer höheren Ressourceneinsatz.
Anstatt sich für Microservices zu entscheiden, entwickelte Shopify seinen Ansatz zu einem modularen Monolithen weiter. Dies bedeutet, dass sie weiterhin eine einzige Code Base behielten, aber klare Grenzen zwischen verschiedenen Komponenten festlegten.
Vorteile des Monolithen aus der Shopify-Perspektive
Die monolithische Architektur ist am einfachsten zu implementieren und kann eine Anwendung sehr weit bringen. Es ermöglicht die Pflege der gesamten Code Base an einem Ort und die Bereitstellung der Anwendung an einem einzigen Ort, was viele Vorteile mit sich bringt. Dies umfasst eine einfachere Wartung, weniger Test- und Bereitstellungspipelines und den Zugriff auf eine einzige, gemeinsam genutzte Datenbank.
Herausforderungen und Lösungen
Shopify erkannte jedoch, dass bei einer bestimmten Größe sowohl die Anwendung als auch das Team die monolithische Architektur überforderten. Die Anwendung wurde zunehmend fragiler, und neue Codeänderungen hatten unerwartete Auswirkungen. Dies führte zu einer hohen Kopplung und mangelnden Abgrenzungen, was das Entwickeln und Testen erschwerte.
Die modulare Monolith-Strategie
Shopify wählte eine Lösung, die die Modularität erhöhte, ohne die Anzahl der Quellcode Respositories zu erhöhen. Dies ermöglichte es ihnen, die Vorteile von Monolithen und Microservices zu nutzen, ohne so viele der Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.
Einfachheit in der Architektur
Diese Fallstudie betont auch einen wichtigen Punkt in der Softwarearchitektur: "Keep it Simple" - die Notwendigkeit, Dinge einfach zu halten und sich auf aktuelle Probleme zu konzentrieren, anstatt sich auf hypothetische zukünftige Probleme zu fixieren. Shopify's evolutionäre Herangehensweise, die die Vorteile des Monolithen mit den Stärken anderer Architekturmodelle kombiniert, zeigt, dass oft ein ausgewogener und durchdachter Ansatz der beste Weg ist.
Fazit
Wie in fast allen Fällen gibt es keine "One-Size-Fits-All"-Lösung. Während Microservices in großen Organisationen mit umfangreichen Entwicklerteams sinnvoll sein können, sind sie für die meisten Projekte und Teams zu komplex und kostenintensiv. Monolithische Anwendungen, insbesondere in Kombination mit einem Headless Backend und einem JavaScript-Frontend, bieten in vielen Fällen die optimale Balance zwischen Effizienz, Skalierbarkeit und Wartbarkeit.
Letztendlich ist es wichtig, den Bedürfnissen und Ressourcen Ihres spezifischen Projekts und Teams gerecht zu werden. In den meisten Fällen ist der Monolith jedoch keineswegs tot – er lebt und bietet nach wie vor eine solide Grundlage für den Erfolg einer Vielzahl von Projekten.
Indem Sie die Vorteile eines monolithischen (Headless) Backends mit einem JavaScript-Frontend nutzen, können Sie eine leistungsstarke, flexible und kosteneffiziente Lösung erstellen, die den Anforderungen Ihres Projekts gerecht wird und gleichzeitig die Komplexität minimiert.
Aber auch größere Projekte sind kein direktes Ausschlußkriterium für einen Monolithen, viele der Nachteile können durch eine gut durchdachte modulare Architektur umgangen werden.
Es ist an der Zeit, den Monolithen wieder in den Vordergrund zu rücken und ihn als wertvolle Alternative zu Microservices anzuerkennen. Der Erfolg Ihres Projektes sollte im Fokus stehen, und nicht der neuste Technologie Trend.